Verband fordert verlässliche Rahmenbedingungen für Wirtschaft / Positive Signale aus der Wohnungsbaufinanzierung
Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe sieht dringenden Handlungsbedarf, damit Deutschland sich wirtschaftlich und gesellschaftlich in Zeiten einer der größten ökonomischen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte behaupten kann. Investitionen und Innovationen seien erforderlich, die Unternehmen zeigten sich aktuell jedoch äußerst zurückhaltend, so die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz. Die Sparkassen in der Region stünden bereit, um den Mittelstand erstklassig zu unterstützen, jedoch brauchten die Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen – mit weniger Bürokratie, günstigen Energiekosten und eindeutigen wirtschaftspolitische Vorgaben.
Sparkassenpräsidentin fordert Aufbruchstimmung
„Deutschland muss mit klarem Kurs eine neue Aufbruchstimmung und Zuversicht erzeugen. Lethargie und Pessimismus können wir uns nicht leisten“, erklärte Professorin Liane Buchholz im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Verbandes und wies auf den aus ihrer Sicht größten Missstand hin: „Seit zwei Jahren wird Bürokratie in allen Umfragen der deutschen Industrie- und Handelskammern als das größte Problem der deutschen Wirtschaft genannt.“
In Deutschland entstünden jedes Jahr rund 65 Mrd. € an direkten Bürokratiekosten. Bis zu 146 Mrd. € Wirtschaftsleistung gingen hierzulande jährlich durch überbordende Bürokratie verloren. Darum sei es kein Wunder, dass Deutschland im internationalen Vergleich seit Jahren zurückfalle und in seiner Wettbewerbsfähigkeit für das Jahr 2024 von 67 Ländern nur noch auf dem 24. Platz geführt würde.
Bürokratie führe sowohl in Unternehmen als auch in Behörden zu einem enormen Verschleiß an Kapazitäten. „Darum ist es zu begrüßen, dass sich die EU-Kommission unter der Führung von Ursula von der Leyen den Bürokratie-Abbau vorgenommen hat“, so Buchholz.
Sparkassen in Westfalen-Lippe mit zufriedenstellender Geschäftsentwicklung
Die Sparkassen haben vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen im Jahr 2024 eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung zu verzeichnen und sind gewachsen. Die Bilanzsumme der 45 Institute stieg im vergangenen Jahr um
1,7 Mrd. € auf 166,7 Mrd. € an.
Die Kundeneinlagenbestände nahmen deutlich zu – und zwar von 121,8 Mrd. €
auf 125,2 Mrd. € (+3,4 Mrd. € / +2,8 %). Begründung dafür: Genauso wie die Unternehmen hielten sich auch die Privathaushalte mit Investitionen und Konsum zurück und legten mehr Geld zur Seite.
Das Wachstum der Kreditbestände hat sich hingegen weiter verlangsamt – hier war nur ein geringer Zuwachs von 1,2 % auf 118 Mrd. € zu verzeichnen. Am deutlichsten spiegelt sich die derzeitige wirtschaftliche Schwäche im Kredit-Neugeschäft: Die Sparkassen in Westfalen-Lippe sagten lediglich 17,8 Mrd. € neue Kredite zu. In den vier Jahren zuvor waren es durchschnittlich 21,5 Mrd. €.
Positive Signale aus der Wohnungsbaufinanzierung
Nachdem die Sparkassen in den Jahren 2022 und 2023 einen starken Rückgang der Bauinvestitionen zu verzeichnen hatten, gab es im Jahr 2024 wieder einen Aufwärtstrend. Die Darlehenszusagen für Bauvorhaben der Privathaushalte legten im Vergleich zum Vorjahr um 25 % zu und stiegen auf 5,5 Mrd. € an. Allerdings ist das Niveau der Jahre 2021 und 2022 noch nicht erreicht, in denen der Durchschnittswert der Neuzusagen bei 7,8 Mrd. € lag.
Starke Nachfrage nach Investmentfonds
Im Wertpapiergeschäft standen Investmentfonds im Fokus der Anleger – der Nettoabsatz hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 1,2 Mrd. Euro verdreifacht. Besonders Sparverträge waren gefragt: 66.000 neue Fonds-Sparverträge eröffneten die Sparkassen in Westfalen-Lippe im Jahr 2024, fast viermal so viele wie im Vorjahr. Diese Zahl sei umso erfreulicher, weil Wertpapiersparverträge als wichtiger Baustein für die Altersvorsorge gelten.
Sparkassen werden als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen
Die 45 Sparkassen in Westfalen-Lippe beschäftigen im Jahr 2024 21.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Institute 7 % mehr junge Menschen eingestellt, die den Beruf der Bankkauffrau bzw. des Bankkaufmannes erlernen möchten. In Zahlen sind das 585 neue Auszubildende. Die Ausbildungsplätze waren sehr begehrt: Auf jeden Ausbildungsplatz entfielen zwölf Bewerbungen (insgesamt 7.122 Bewerbungen).