Anleger schichten ihre Einlagen zunehmend in Wertpapiere um
Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben sich im ersten Halbjahr 2025 – in einem Umfeld also aus einer herausfordernden US-Zollpolitik, aus geopolitischen Spannungen, aber auch Belastungen durch Bürokratie und hohe Energiepreise – als verlässlicher Ruhepol in Finanzfragen präsentiert. Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz, fasst diese Entwicklung wie folgt zusammen: „Auch jetzt zeigt sich wieder, wie sehr die Region auf die Leistungsfähigkeit und das Engagement ihrer Sparkassen bauen kann. Wir füllen den öffentlichen Auftrag mit Leben und sind in konjunkturell anspruchsvollen Zeiten für die Menschen, Unternehmen und Kommunen da.“
Kreditvergabe: Privathaushalte „investieren in bleibende Werte“
Die positive Entwicklung der Geschäftszahlen wurde besonders vom Kreditgeschäft mit Firmenkunden gestützt. Der Kreditbestand der Unternehmen und Selbständigen stieg in den ersten sechs Monaten um 1,4 % auf 65,1 Mrd. € an. Die Darlehenszusagen an Firmenkunden summierten sich auf 5,6 Mrd. €. Das waren zwar 19,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum – eine erfreuliche Entwicklung, auch wenn das Neugeschäftsvolumen noch deutlich (-29,8 %) unter dem Wert des starken Jahres 2022 liegt (8,0 Mrd. €).
Insgesamt weist das Firmenkundenkreditgeschäft damit eine leichte Erholung auf. Es wird jedoch immer noch von der anhaltenden Investitionszurückhaltung der privaten Unternehmen bestimmt, die wiederum auf die starke Verunsicherung insbesondere infolge des schwieriger gewordenen internationalen Umfelds zurückzuführen ist.
Die Privathaushalte erhöhten ihren Kreditbestand um 0,5 % auf 48,9 Mrd. €. Die Darlehenszusagen beliefen sich hier auf 4,1 Mrd. €, was einem Plus von 22,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Allerdings liegt das aktuelle Niveau auch in diesem Geschäftszweig noch deutlich (-28,4 %) unter dem Wert des Jahres 2022 (5,7 Mrd. €).
Die neu zugesagten Wohnungsbaukredite stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26,5 % auf 3,3 Mrd. € an. Hier dürften sich die in den vergangenen Jahren in der Tendenz gesunkenen Hypothekenkreditzinsen und die Reallohnerhöhungen der Privathaushalte positiv ausgewirkt haben. Für Sparkassenpräsidentin Buchholz liegt die Trendumkehr der jüngeren Vergangenheit auf der Hand: „Die Menschen setzen in unsicheren Zeiten Zeichen: Sie investieren bewusst in bleibende Werte – mit uns an ihrer Seite.“
Gestiegenes Bewusstsein für Altersvorsorge und Vermögensaufbau
Die Unternehmen reduzierten ihren Einlagenbestand im Zeitraum Januar bis Juni um 1,7 % auf 22,9 Mrd. € (Vorjahr: +1,1 %). Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe geht davon aus, dass sich hier die angespannte Liquiditätslage in zahlreichen Betrieben aufgrund der mittlerweile seit mehr als zwei Jahren anhaltenden Konjunkturschwäche bemerkbar macht.
Bei den Privathaushalten sank der Einlagenbestand seit Jahresbeginn 2025 leicht um 0,4 % auf 93,2 Mrd. €. Liane Buchholz erklärt dazu: „Angesichts des sinkenden Zinsniveaus im Einlagenbereich haben die Haushalte verstärkt in Wertpapiere umgeschichtet.“
Der Wertpapiernettoabsatz (Differenz zwischen Käufen und Verkäufen der Kunden; entspricht der Ersparnis im Wertpapierbereich) stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 66,3 % auf 1,1 Mrd. € an. Gefragt waren vor allem Investmentfonds. Hier hat sich der Nettoabsatz fast verdreifacht. „Es zeigt sich ein gestiegenes Bewusstsein für Altersvorsorge und Vermögensaufbau. Das zeugt auch davon, dass Sparkassen aktiv zur finanziellen Bildung beitragen und ihre Beratungskompetenz geschätzt wird“, so Buchholz. „Wir beobachten eine neue Generation von Anlegerinnen und Anlegern – informiert, vorausschauend und offen für Diversifikation. Das ist ein positiver Trend, den wir fördern“, so die Präsidentin.
Ausblick
Mit Blick auf das zweite Halbjahr und darüber hinaus erwartet der Sparkassenverband Westfalen-Lippe eine anhaltend moderate wirtschaftliche Lage. Das Kreditgeschäft dürfte von der Stabilität im Wohnungsbau profitieren, während das Unternehmenskundengeschäft von einer konjunkturellen Belebung abhängig bleibt.
Die jüngste Stimmungsaufhellung bei Unternehmen und Verbrauchern dürfte zu einem nicht unbedeutenden Teil mit Erwartungen an einen Neustart der Bundesregierung in Strukturfragen verbunden sein. Um diese Stimmungsverbesserung auch tatsächlich in eine nachhaltig steigende wirtschaftliche Dynamik zu überführen, wird es darauf ankommen, das bereits verabschiedete Infrastrukturpaket mit durchgreifenden Strukturreformen zu flankieren.
Nicht zuletzt belasten die im internationalen Vergleich immer noch hohen Energiepreise die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Der demografisch bedingte Fachkräftemangel, ein hoher bürokratischer Aufwand und auch eine hohe Steuerlast sind weitere strukturelle Rahmenbedingungen, unter denen die deutsche Wirtschaft leidet. Drängende Herausforderungen werden also Kostensteigerungen, Fachkräftemangel, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanforderungen bleiben.