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Sparkassen in Westfalen-Lippe trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit gutem Ergebnis

Kritik an Geldpolitik der EZB / Sparkassen wachsen in allen Geschäftsfeldern / Geldvermögensbildung auf Allzeithoch

Münster (5. August 2019). Die 60 Sparkassen in Westfalen-Lippe sind im ersten Halbjahr 2019 in allen Geschäftsfeldern gewachsen. Die zusammengefasste Bilanzsumme der Institute stieg im Vergleich zum Vorjahresende auf 136,6 Milliarden Euro an (+1,5 %). Die Zahlen hat der Sparkassenverband Westfalen-Lippe heute ver­öffentlicht.

Diese positive Entwicklung sei vor dem Hintergrund der äußerst anspruchsvollen Rahmenbedingungen umso bemerkenswerter, ordnet die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Professorin Liane Buchholz, die Zahlen ein. Aufgrund der weltweit hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheit und dem damit verbundenen nachlassenden Welthandel hat sich die konjunkturelle Dynamik weiter verlangsamt – die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abschwung. „Die Sparkassen sind in diesen Zeiten mehr denn je der Motor der heimischen Wirtschaft, denn sie versorgen den Mittelstand mit Krediten, die die Unternehmen für Investitionen in die Zukunft benötigen“, so Buchholz.

Starkes Kreditgeschäft
Der Kreditbestand bei den Firmenkunden stieg seit Jahresbeginn um 3,4 % auf 49,3 Milliarden Euro an und bestätigte nahezu exakt das gute Vorjahresergebnis (Vorjahr +3,3 %). Die Sparkassen sagten den Unternehmern in den ersten sechs Monaten 5,04 Milliarden Euro an neuen Krediten zu. Erstmals überstieg dieser Wert die Fünf-Milliarden-Marke und übertraf die alte Bestmarke des Vorjahres um 6,8 %. Die weiterhin hohe Auslastung der Produktionskapazitäten beflügelte die Kreditnachfrage.

Die Privathaushalte erhöhten ihren Kreditbestand im ersten Halbjahr um 1,3 % auf 41,3 Milliarden Euro – das bedeutet eine spürbarere Erhöhung als im Vorjahreszeitraum (+0,3 %). Der überwiegende Teil der gesamten Darlehenszusagen an Privatpersonen in Höhe von 3,69 Milliarden Euro entfällt auf Wohnungsbauzwecke. Das niedrige Zinsniveau, die gute Einkommens- und Beschäftigungslage der privaten Haushalten sowie der Mangel an attraktiven Anlagealternativen wirkten sich positiv auf die Kreditnachfrage für den Wohnungsbau aus. Die Zusagen hätten durch­aus noch höher ausfallen können, aber steigende Grundstücks- und Baupreise und ein knapper wer­dendes Angebot an Kaufimmobilien und Bauland verhinderten ein noch besseres Ergebnis.

Geldvermögensbildung erneut auf Allzeit-Hoch
Die Privatkunden der 60 Sparkassen in Westfalen-Lippe wissen um die Notwendigkeit des Sparens gerade in Zeiten niedrigster Zinsen. Sie verfügen durch Tariflohnerhöhungen über höhere Einkommen und sparen so viel wie nie zuvor. Die Geldvermögensbildung – also das, was Privatkunden neu auf Sparkon­ten sowie in Wertpapieren, Bausparverträgen und Lebensversicherungen angelegt haben – stieg nochmals an: In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 waren es 2,37 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 22,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und übersteigt den Durchschnitt der Ersparnisbildung der drei Vorjahre um zwei Drittel (+65,6 %).

Den Großteil ihrer Ersparnisse legten die Privatkunden im Einlagenbereich der Sparkassen an – bevorzugt auf täglich verfügbaren Konten.

Das Wertpapiergeschäft mit Privatkunden verlief dagegen in den ersten sechs Monaten des Jahres spürbar verhaltener als vor Jahresfrist. Der Wertpapierumsatz – also die Summe aus Käufen und Verkäufen der Kunden – ging um 10,6 Prozent auf 4,36 Mrd. Euro zurück.

Die Turbulenzen und Kursrutsche an den Aktienmärkten in der zweiten Jahreshälfte 2018 haben bei den Anlegern zur Vorsicht geführt. Die Nachfrage nach Aktien ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa um die Hälfte zurück (-55,9 Prozent). Dafür stieg die Nachfrage nach festverzinslichen Wertpapieren um 36,8 Prozent.

Professorin Liane Buchholz rät den Sparern dazu, das Wertpapiergeschäft nicht aus den Augen zu verlieren. „Kurzzeitige Kursveränderungen gehören zum Wertpapiergeschäft. Auf lange Sicht, zum Beispiel bei der Altersvorsorge, sind Wertpapiere die Antwort auf niedrige Zinsen. Sie ermöglichen höhere Renditen und sind ein wichtiger Baustein beim Vermögensaufbau.“

Kritik an Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB)
Seit mittlerweile fünf Jahren erhebt die Europäische Zentralbank Zinsen auf Einlagen von Kreditinstituten. Seitdem haben die Banken des Euroraums mehr als 21 Milliarden Euro solcher Negativzinsen an die EZB gezahlt.

„Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben es in den vergangenen Jahren geschafft, auskömmliche Ergebnisse zu erwirtschaften, ohne die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank an die große Masse der Privatkunden weiterzugeben“, erklärt Liane Buchholz. „Ob dies im Angesicht der von der EZB angekündigten Verschärfung der Zinspolitik auch in Zukunft dauerhaft gelingen kann, ist fraglich geworden.“ Darüber hinaus sei es keineswegs sicher, dass die Verlängerung der expansiven Geldpolitik überhaupt positive Anreize für die schwächelnde Konjunktur setzen könne, kritisierte die Sparkassenpräsidentin.   

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