Damit
sich Sparkassen in einem Umfeld weltweit bestehender und drohender Handelskonflikte sowie einer sich abschwächenden Konjunktur erfolgreich behaupten, hat der Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für seine Mitgliedsinstitute zu optimieren. Es gilt, die Chancen der Digitalisierung zur Stärkung unseres Markenkerns zu nutzen und die Konsolidierung in der Gruppe voranzutreiben.
Die 60 Sparkassen in Westfalen-Lippe sind auf Wachstumskurs, wie die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 eindrucksvoll belegen. Die Wertschöpfung pro Beschäftigten liegt um 7.000 € höher als im bundesweiten Schnitt, den der Deutsche Sparkassen- und Giroverband mit 260.000 € errechnet hat. Bei knapp 19.000 Mitarbeitern (gerechnet auf Vollzeitäquivalente) macht dies in absoluten Zahlen etwa 133 Mio. € aus, die Westfalen-Lippe besser ist. Auch die Unternehmen, an denen die westfälisch-lippischen Sparkassen beteiligt sind, sind sehr gut aufgestellt.
Der SVWL sorgt für Rahmenbedingungen, die diese Entwicklungen begünstigen. Es geht darum, die westfälisch-lippischen Sparkassen in die Lage zu versetzen, ihre führende Rolle in der Kreditwirtschaft zu erfüllen. Deshalb setzt sich der SVWL dafür ein, bestehende und künftige Risiken für seine Mitgliedsinstitute einzudämmen.
Diesen Kurs halten wir auch 2019: Ausdrücklich unterstützen wir in Westfalen-Lippe beispielsweise die Konsolidierungsbestrebungen bei den Sparkassen-Beteiligungen. Wir sind der Meinung, dass sich mit Konsolidierung die Größenvorteile realisieren und Effizienzgewinne heben lassen, um auch in Zukunft Wettbewerbs- und Handlungsfähigkeit zu sichern. Für eine Fusion sind aus unserer Sicht zwei Bedingungen erforderlich: Sie muss betriebswirtschaftlich vorteilhaft und zum beiderseitigen Nutzen der Fusionspartner sein.
Folgendes Bild illustriert unser Anliegen: Zurzeit gibt es in Deutschland elf öffentliche Versicherer. Würden sie sich zusammentun, entstünde ein Wettbewerber mit einem erheblichen Marktvorsprung. Allein von seiner Größe her würde er mit einem Marktanteil von fast 11 % und einem Prämienvolumen in Höhe von knapp 21 Mrd. € nach aktuell verfügbaren Zahlen auf Platz zwei in Deutschland vorrücken – und damit ganz vorne mitspielen. Ein solcher öffentlicher Versicherer hätte mit Blick auf die Digitalisierung auch die Kraft, notwendige Investitionen auf diesem Gebiet anzustoßen und erfolgreich zu verwirklichen.
Um Größenvorteile zu heben und Skaleneffekte zu erzielen, halten wir es für ebenso erstrebenswert, dass es bundesweit auf Sicht nur noch eine Landesbausparkasse gibt. Würden sich alle acht Landesbausparkassen zu einer zusammentun, wäre diese mit einem Marktanteil von 37 % die Nummer eins hierzulande. Klar ist, dass mehrere Schritte notwendig sein werden, um dieses Ziel zu erreichen.
Auszug aus der Jahres-Pressekonferenz vom 12. Februar 2019
Positiv beim Blick in den Rückspiegel auf das Jahr 2018 fallen die Abbaufortschritte bei den Risiken der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) auf. Die EAA wurde errichtet, um von der im Jahr 2012 zerschlagenen WestLB übernommene Risikopositionen in Höhe von rund 200 Mrd. € verlustminimierend abzubauen. Allein im vergangenen Jahr ist es der EAA gelungen, das Kredit- und Wertpapierportfolio um 4,7 Mrd. € zu reduzieren. Insgesamt ist das Portfolio schon jetzt nominal kleiner als für diesen Zeitpunkt erwartet und zugleich qualitativ besser. Das ist erfreulich, auch wenn uns diese Thematik noch viele Jahre begleiten wird. Der SVWL beschäftigt sich daher mit Konzepten, die zu einem weiteren Risikoabbau beitragen.
Am Beispiel der Entwicklung rund um die NORD/LB, für die ein Rettungspaket geschnürt worden war, wird aber auch deutlich, dass sich Sparkassen vor Risiken bei Landesbanken noch nicht ausreichend geschützt haben.
Verbundstrukturen aufräumen
Wegen des bestehenden Kosten- und Ertragsdrucks, der durch das anhaltende Niedrigzinsniveau noch verstärkt wird, gilt es im Sinne unserer Sparkassen, beim Aufräumen der Verbundstrukturen voranzukommen. Der SVWL unterstützt daher Bestrebungen, auf nationaler Ebene ein Spitzeninstitut der Sparkassen-Organisation als Dienstleister für die Sparkassen zu schaffen. Anfangen könnte man mit einem Zusammenschluss der Institute, die bereits heute mehrheitlich den Sparkassen gehören.
Nötig ist ein Zielfoto, auf das wir zusteuern: Hier scheint ein Spitzeninstitut in der Rechtsform einer bundesunmittelbaren Anstalt öffentlichen Rechts unter Aufsicht des Bundesfinanzministeriums und möglichst im vollständigen Eigentum der Sparkassen eine sinnvolle Lösung zu sein. Das Spitzeninstitut sollte ein profitables Geschäftsmodell haben und den Sparkassen keine Konkurrenz machen. Vielmehr geht es darum, dass ein solches Institut Sparkassen bei Geschäften unterstützt, die diese aufgrund ihrer Größe nicht allein machen wollen oder können. Ein Spitzeninstitut könnte beispielsweise den Zahlungsverkehr für die Sparkassen abwickeln und das Konsortialkreditgeschäft, also die gemeinsame Kreditvergabe mit Sparkassen, übernehmen. Daneben müsste es ein konkurrenzfähiges Auslandsgeschäft entwickeln. Geschaffen werden könnte ein im europäischen Maßstab bedeutender Asset-Manager.
Auszug aus der Jahres-Pressekonferenz vom 12. Februar 2019
Die Ratingagentur Fitch hat einer möglichen Zentralbank in Sparkassenbesitz das Potenzial attestiert, die Zusammenarbeit und die Struktur in der Sparkassen-Organisation zu verbessern, die Transparenz zu erhöhen und die Kosten zu senken.
Markenkern auf dem Weg zunehmender Digitalisierung erhalten
Auszug aus der Jahres-Pressekonferenz vom 12. Februar 2019
Ein dauerhafter Begleiter auf dem Weg in die Zukunft ist die Digitalisierung. Auch hier sind die Sparkassen nah an ihren Kunden. Insbesondere im Bereich Payment haben die Institute etwa mit dem mobilen Bezahlen oder der Echtzeitüberweisung Lösungen gefunden, mit denen das Bezahlen mit der Sparkasse einfach und überall funktioniert.
Damit geben sie bereits die Antwort auf die alles entscheidende Frage: Wie kann es uns gelingen, den Kern der Marke Sparkasse – bestehend aus Dezentralität, Subsidiarität, Eigenverantwortlichkeit und Regionalität – bei zunehmender Digitalisierung zu erhalten?
Die Kunden wünschen sich individuelle Lösungen. Zugleich wächst aber auch ihr Bedürfnis nach Heimat, Regionalität und Vertrautem. Sparkassen sind bestens aufgestellt, um beiden Ansprüchen gerecht zu werden.