Pressemitteilungen

Sparer setzen auf sichere festverzinsliche Wertpapiere

Immobilienfinanzierungen: Nachfragerückgang setzt sich fort /
Kreditnachfrage bei Betrieben wieder auf normalem Niveau

Münster (16. August 2023). Vor dem Hintergrund einer weiterhin sehr hohen Inflationsrate von 6,2 % (Juli 2023) und einer draus resultierenden negativen Realverzinsung legen viele Sparkassen-Privatkundinnen und –kunden ihr Geld in sicheren, festverzinslichen Wertpapieren an. Sie geben Festzinspapieren, die eine höhere Rendite versprechen, den Vorzug vor Sicht- und Spareinlagen. Insgesamt verdoppelten sie ihre Ersparnis in Wertpapieren in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf knapp 2,6 Mrd. € (1,3 Mrd. € im Vorjahreszeitraum).  Das ergibt sich aus den Halbjahreszahlen des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe.

Insgesamt sparen die Menschen in Summe allerdings weniger. Die hohe Inflationsrate lässt die verfügbaren Realeinkommen abschmelzen – das führt zu einem Rückgang der Sparquote. Die Geldvermögensbildung der westfälisch-lippischen Sparkassenkunden – also die jährliche Ersparnis – ging im Halbjahresvergleich von 1,66 Mrd. € auf 281 Mio. € zurück. Insbesondere Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen sind vermehrt darauf angewiesen, ihren Konsum aufgrund der gesunkenen Realeinkommen zu einem gewissen Teil mit Ersparnissen zu finanzieren.

Nachfrage bei Wohnimmobilien-Krediten flacht weiter ab

Die 48 Sparkassen in Westfalen-Lippe sagten im ersten Halbjahr dieses Jahres 2,2 Mrd. € neue Kredite für Wohnimmobilienfinanzierungen zu – rund die Hälfte weniger als im Vorjahreszeitraum.

Damit setzt sich der bereits zur Jahresmitte 2022 begonnene Rückgang der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten fort. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Bautätigkeit aus: Die Baupreise sind gestiegen und gleichzeitig die Reallöhne inflationsbedingt gesunken – den Menschen steht also vom verdienten Geld weniger zur Verfügung.

Kreditgeschäft mit Unternehmen wieder auf vorpandemischem Niveau

Der Kreditbestand der Unternehmen und Selbstständigen stieg im ersten Halbjahr 2023 um 3,1 % auf 63,1 Mrd. € an. Das Neugeschäft fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allerdings deutlich verhaltener aus: Die Darlehenszusagen an die Betriebe beliefen sich auf 5 Mrd. € nach 8 Mrd. € im ersten Halbjahr 2022.

Die Erklärung für diese Entwicklung liegt in einem Sondereffekt aus dem vergangenen Jahr: Insbesondere zum Jahresbeginn 2022 ergaben sich in zahlreichen Branchen pandemiebedingte Liquiditätsengpässe, die zu einer außergewöhnlich hohen Kreditnachfrage führten – nachdem dieser Sondereffekt nun weggefallen ist, nähern sich die Kreditzusagen nun wieder dem Niveau vor der Zeit der Pandemie an. Die schwache Konjunktur und unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind ebenfalls Gründe für die verhaltene Kreditnachfrage der Unternehmen.

Starke Zuwächse im Wertpapiergeschäft

Auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten, die mehr Rendite als kurzfristige Einlagen bieten, sind die Anlegerinnen und Anleger bei festverzinslichen Wertpapieren fündig geworden und haben Einlagen in diese Anlageform umgeschichtet. Das Wertpapiergeschäft mit den westfälisch-lippischen Privatkunden hat sich in den ersten sechs Monaten des Jahres dementsprechend positiv entwickelt.

Die gesamten Wertpapierumsätze stiegen von 6 Mrd. € im Vorjahreszeitraum auf 6,8 Mrd. €. Der Nettoabsatz von Wertpapieren – also Käufe und Verkäufe saldiert – stieg von 1,3 Mrd. € auf 2,6 Mrd. €. Der größte Anteil entfiel auf sichere, festverzinsliche Wertpapiere: Der Nettoabsatz in dieser Anlageform verachtfachte sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022.

Renaissance beim Bausparen

Schon seit Mitte des vergangenen Jahres erlebt das Bauspargeschäft eine Renaissance. Der Wunsch nach der eigenen Immobilie ist weiterhin vorhanden. Darüber hinaus ergibt sich bei vielen Bestandsimmobilien der Bedarf zur energetischen, nachhaltigen Sanierung. Das gestiegene Zinsniveau verteuert die notwendigen Finanzierungsvorhaben, darum suchen die Kunden die langfristige Zinssicherheit von Bausparverträgen. Das Neugeschäft beim Bausparen betrug im ersten Halbjahr 2023 1,63 Mrd. € und damit 3,5 % mehr als im Vorjahreszeitraum.