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Sparkassen in Westfalen-Lippe mit leichtem Aufwärtstrend

Zinsüberschuss zieht erstmals seit 2014 wieder an / Kreditgeschäft schwächt sich in zweiter Jahreshälfte deutlich ab

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe waren für die Menschen und Unternehmen der Region auch im Krisenjahr 2022 ein wichtiger und zuverlässiger Finanzpartner. Sie sagten neue Kredite im Volumen von insgesamt 23,5 Mrd. € zu. Ihre Kundenkreditbestände erhöhten sich um 6,1 % auf den Rekord-Betrag von 114,5 Mrd. €. „Unsere Mitgliedssparkassen haben ihre Kundinnen und Kunden – ob Unternehmen oder Privathaushalte – in unheilvollen Zeiten zur Seite gestanden“, sagte Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. Trotz der Abschwächungen im zweiten Halbjahr, die unter anderem aus krisenbedingten Verunsicherungen, aber auch aus der Zinswende der Europäischen Zentralbank resultierten, habe das Kreditgeschäft der Sparkassen entsprechend zugelegt.

Von dem Einbruch im Verlauf des Jahres waren besonders Wohnimmobilienkredite an Privatpersonen betroffen: Sie waren im ersten Halbjahr noch um 13,8 % auf 4,7 Mrd. € gestiegen, brachen im zweiten Halbjahr aber um 27,8 % auf 2,9 Mrd. € ein. Unterm Strich blieb es dann bei diesen Krediten für das Gesamtjahr, bezogen auf das rekordverdächtige Vorjahr, bei einem Minus: Die Neuzusagen für Wohnungsbaukredite gingen um 6,6 % auf 7,5 Mrd. € zurück.

Angesichts einer annähernden Vervierfachung der Zinsen für Hypothekendarlehen zeigte sich Sparkassenpräsidentin Prof. Dr. Buchholz nicht überrascht: „Natürlich ist es für angehende Immobilienkäufer und Bauherren ein Schock, wenn die Zinsen plötzlich derart in die Höhe schießen“, sagte sie, gab aber auch zu bedenken: „In den Ölpreiskrisen der 70er Jahre sind die Bauzinsen bis auf über 11 % gestiegen. Im historischen Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre liegen sie bei rund 6,0 %. Wir sind jetzt auf dem Weg zu einer Zinsnormalisierung, dort aber noch nicht angekommen.“

Bei den Kundeneinlagen legten die Sparkassen in Westfalen-Lippe im vergangenen Jahr erneut zu, und zwar um 4,0 % auf 122,2 Mrd. €. Bei den Privatkunden gab es hier einen Zuwachs um 2,9 % auf 93,2 Mrd. €. „Es ist erfreulich, dass unsere Kunden angesichts der hohen Inflation überhaupt in der Lage waren, Rücklagen zu bilden“, so Buchholz. „Aber der inflationsbedingte Kaufkraftverlust ist erheblich und beläuft sich allein bei den Privatkunden auf 7,4 Mrd. Euro.“ Es komme damit zu einer Verschärfung der Bedingungen, unter denen die Menschen ihre Vorsorge betreiben. Umso wichtiger sei es, dem derzeit stark negativen Realzins entgegenzuwirken. Sparer sollten dies derzeit vor allem durch die langfristige Geldanlage in Wertpapiere angehen.

Unter dem starken Einfluss der Energie- und Inflationskrise stand auch das Firmenkundengeschäft. Nach einem starken ersten Halbjahr mit einem Plus von 22,8 % auf 8,0 Mrd. € stürzten die Kreditzusagen in der zweiten Jahreshälfte um - 18,6 % auf 5,6 Mrd. € ab. Über das gesamte Jahr betrachtet, stiegen die Kreditzusagen der Sparkassen in Westfalen-Lippe im Jahr 2022 dennoch leicht um 1,4 % auf 13,6 Mrd. €.

Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe: „Die Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung! Erstens haben sie akute Anpassungsprozesse zu leisten, um in Zeiten unterbrochener Lieferketten, extrem gestiegener Energiepreise und der generellen Inflation wettbewerbsfähig zu bleiben. Und gleichzeitig müssen sie die langfristige Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und mehr Digitalisierung angehen. Die Sparkassen in Westfalen-Lippe stehen bereit, sie als Partner Nr. 1 auf diesem Weg zu begleiten.“

Insgesamt war das Jahr 2022 für die Sparkassen in zahlreichen Kennziffern von Wachstum geprägt. Die aggregierte Bilanzsumme der 50 Institute stieg von 162,1 Mrd. € um 3,9 Mrd. €. bzw. 2,4 % auf 166,0 Mrd. €.

Auch als Folge der Zinswende zog der Zinsüberschuss der westfälischen-lippischen Sparkassen erstmals seit dem Jahr 2014 wieder an – und zwar um 152 Mio. € bzw. 6,8 % auf 2,38 Mrd. €. Entsprechend stieg auch das Betriebsergebnis vor Bewertung – von 0,75 % auf 0,84 % der Durchschnittlichen Bilanzsumme, das entspricht 1,4 Mrd. €. Präsidentin Buchholz: „Die Null- und Niedrigzinsphase war für die Kreditwirtschaft eine lange Durststrecke. Jetzt erleben wir im Ergebnis wieder einen leichten Aufwärtstrend. Dabei hat die Zinswende natürlich geholfen“, so Buchholz. Sie ergänzte: „Vor allem aber haben die Sparkassen in Westfalen-Lippe für ihre Kundinnen und Kunden die richtigen Antworten auf die Krise gefunden. Das erklärt die trotz der vielen Herausforderungen gute Geschäftsentwicklung.“

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