Verband fordert Förderungen für Wohnungsbau / Starker Zuwachs im Wertpapiergeschäft / Verbessertes Betriebsergebnis
Münster (20. Februar 2024). Die Firmen- und Privatkunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im Jahr 2023 weniger Investitionen getätigt. Das Neugeschäft bei Krediten ging um 31 % auf 16,2 Mrd. € zurück. Der Rückgang betrifft sowohl den privaten Wohnungsbau als das Kreditgeschäft mit Firmenkunden, das mit 9,6 Mrd. € Neugeschäft deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegt (-29,4 %).
„Die Unternehmen halten sich wegen der insgesamt unsicheren Rahmenbedingungen mit Investitionen zurück – dazu kommen der schwächelnde private Konsum, ein rückläufiges Auslandsgeschäft und hohe Energiepreise“, erklärte Professorin Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. Dabei seien Investitionen auf dem Weg zur Klima-Neutralität und Digitalisierung dringend notwendig.
Die Sparkassenpräsidentin verlangte mehr Zuverlässigkeit in der Förderpolitik – das sei für die Planbarkeit in den Unternehmen unerlässlich. „Die Transformation erfordert allein in Nordrhein-Westfalen Investitionen von jährlich 80 Mrd. €. Um das stemmen zu können, müssen alle Kräfte reibungslos zusammenspielen. Doch gerade bei der Investition von öffentlichen Geldern in die Transformation kommt es immer wieder zu Vollbremsungen“, so Buchholz. „Die Unzuverlässigkeit in der Förderpolitik muss ein Ende haben.“
Der Rückgang bei den privaten Bauinvestitionen ist auf hohe Baupreise, gestiegene Kreditzinsen und gesunkene, real verfügbare Einkommen zurückzuführen. Das Neugeschäft ging hier im Vergleich zum Vorjahr um 41,2 % auf 4,4 Mrd. € zurück (Vorjahr: 7,5 Mrd. €).
Die schwache Bautätigkeit führe dazu, dass das politische Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr 2024 kaum zu erreichen sein werde, erklärte Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des Verbandes. Die Baugenehmigungen in Nordrhein-Westfalen seien um 29 % zurückgegangen, eine schnelle Besserung sei nicht in Sicht, so Wannhoff.
Er forderte bessere Unterstützungsleistungen für Baufinanzierungen: „Wir brauchen Förderungen für den sozialen Wohnungsbau und bei der Finanzierung von Eigenheimen.“ Es sei notwendig, dass die Politik hier Anreize setze – beispielsweise durch die Senkung der Grunderwerbsteuer oder die steuerliche Abzugsmöglichkeit von Darlehenszinsen.
Kunden schichten Einlagen in Wertpapiere um
Die Kundeneinlagen bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe bewegten sich mit 121,8 Mrd. Euro in etwa auf Vorjahresniveau (-0,3 %). Die Privatkunden reduzierten ihre Bestände leicht auf 91,1 Mrd. € (-2,2 %).
„Die Menschen haben erkannt, dass es renditestarke Alternativen zum Einlagengeschäft gibt und haben verstärkt in lukrative Wertpapiere umgeschichtet“, so Wannhoff. „Hier bahnt sich eine Entwicklung an, die wir unbedingt brauchen. Eine kapitalgedeckte Vorsorge ist zwingend notwendig, um die gesetzliche Rentenversicherung zu entlasten. Daher brauchen wir das Sparen mit Wertpapieren.“
Steigerung im Betriebsergebnis
Nach den Leitzinsanhebungen der EZB stieg der Zinsüberschuss der westfälisch-lippischen Sparkassen spürbar an – und zwar um 580 Mio. € auf rund 3 Mrd. € (+24,3 %). Entsprechend stieg auch das Betriebsergebnis vor Bewertung – von 0,85 % auf 1,17 % der Durchschnittlichen Bilanzsumme, das entspricht rund 1,9 Mrd. €. Präsidentin Buchholz: „Diese Gewinnlage bietet uns die Möglichkeit, nun Kraft zu tanken und genau die Resilienz aufzubauen, die wir benötigen, um uns für die anstehenden Herausforderungen zu wappnen.“
Sparkassen stellen mehr Auszubildende ein
Die 47 Sparkassen in Westfalen-Lippe beschäftigen 21.455 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Institute 17 % mehr junge Menschen eingestellt, die den Beruf der Bankkauffrau bzw. des Bankkaufmannes erlernen möchten. In Zahlen sind das 547 neue Auszubildende, 78 mehr als 2022.