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Starkes Wachstum federt Ertragsrückgang ab

Wohnungsbau dominiert Kreditgeschäft mit Privatkunden / Verbesserung der digitalen Infrastruktur für Mittelstand gefordert

Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im Jahr 2019 in vielen Geschäftsbereichen kräftig zugelegt: Der Bestand an Kundenkrediten erreichte insgesamt einen Wert von 97,5 Mrd. € (+4,2 %). Auch bei den Einlagen legten sie zu – um 4,6 % auf 103,6 Mrd. €. Trotz dieses Wachstums sank das Betriebsergebnis vor Bewertung der westfälisch-lippischen Sparkassen von 0,92 % auf 0,87 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Das waren 32 Mio. € weniger als im Vorjahr.

Hauptursache waren die geldpolitisch bedingten Einbußen beim Zinsüberschuss (Rückgang um 74 Mio. € bzw. 3,1 %). Die Sparkassen konnten aber die Provisionsüberschüsse wie im Vorjahr erneut um 46 Mio. € bzw. 5,2 % steigern und damit 62 % des wegbrechenden Zinsüberschusses kompensieren.

„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen der Kunden und die starke Nachfrage“, so Professorin Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. „Dennoch sind keine goldenen 20er Jahre zu erwarten. Der Druck auf die Erträge der Sparkassen wird angesichts der unverändert gnadenlosen geldpolitischen Rahmenbedingungen auch in den nächsten Jahren anhalten.“  

Geldvermögensbildung von Privatkunden erstmals über 5 Milliarden Euro
Die Geldvermögensbildung – also das, was Privatkunden neu auf Sparkonten, in Wertpapieren, Bausparverträgen und Lebensversicherungen angelegt haben – stieg im Jahr 2019 um 17 % auf eine neue Höchstmarke von 5,1 Mrd. € (Vorjahr = 4,4 Mrd. €). „Die Menschen verfügen durch Tariflohnerhöhungen über höhere Einkommen – und sie wissen um die Notwendigkeit von Sparen, Vermögensaufbau und Altersvorsorge“, erklärte Vizepräsident Jürgen Wannhoff. „Allerdings liegen 4,5 Mrd. € dieses neu gebildeten Vermögens auf Girokonten oder Tagesgeldern. Zinsen bringt das jedoch keine mehr.“

Wertpapiergeschäft schwächer als im Vorjahr
Der Vizepräsident machte darauf aufmerksam, dass der Anteil der Ersparnis, der in Wertpapiere geflossen ist, „leider spürbar zurückgegangen ist“. Die Turbulenzen an den Aktienmärkten aus der zweiten Jahreshälfte 2018 dürften hier noch nachwirken und die Anleger verunsichert haben, so Wannhoff. Dabei böte das Wertpapiersparen  als eine der wenigen Anlagemöglichkeiten Aussicht auf Rendite und gehöre als wichtiger Baustein zur  Vermögensbildung dazu. 

Der Nettoabsatz von Wertpapieren ging von 1,2 Mrd. € im Vorjahr auf 764 Mio. € zurück und näherte sich damit wieder dem Niveau von 2017. Er bildet die Ersparnis im Wertpapierbereich ab, also die Differenz zwischen Wertpapierkäufen und -verkäufen.

Privatkunden investieren in Immobilien
Allerdings investieren die Privatkunden unverändert in Immobilien: Das Wohnungsbau-Kreditgeschäft machte bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe mit 82 % den größten Anteil im privaten Kreditgeschäft aus. Insgesamt lagen die Darlehenszusagen bei 7,8 Mrd. €. Das entspricht einer Steigerung von 16,9 % im Vergleich zum Vorjahr.

Wachstum im Firmenkunden-Kreditgeschäft
Die Firmenkunden nutzten die günstigen Finanzierungsbedingungen um ihre Produktionskapazitäten auszuweiten oder zu modernisieren. Das steigerte die Kreditnachfrage der Firmenkunden. Das Kredit-Neugeschäft mit Unternehmen bleibt stark: Es lag mit 11,1 Mrd. € noch einmal 15,4 % höher als im Vorjahr. Der Kreditbestand stieg insgesamt um 5,9 % auf 50,5 Mrd. €.

Sparkassen fordern flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet
„Dem deutschen Mittelstand geht es gut“,  betonte Jürgen Wannhoff. „Damit das so bleibt, müssen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört, dass Deutschland bei der flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Internetverbindungen endlich vorankommt.“

 Die Diagnose Mittelstand, mit der die Sparkassen einmal im Jahr die Lage im Mittelstand untersuchen, zeige hier immer noch einen großen Nachholbedarf: „65 % der kleinen und mittelständischen Unternehmen im ländlichen Raum sind mit der Versorgung mit schnellem Internet in ihrer Region nicht zufrieden“, so Wannhoff. In einem Drittel der Geschäftsgebiete der Sparkassen hätten Gewerbekunden deswegen schon über eine Verlegung ihres Geschäftssitzes nachgedacht.

Wannhoff forderte darum: „Deutschland benötigt ein flächendeckendes Glasfasernetz und einen zügigen und flächendeckenden 5G-Ausbau“.

Steuern und Spenden
Die Institute zahlten 349 Mio. € gewinnabhängige Steuern (Vorjahr 339 Mio. €) und haben 132 Mio. € gespendet, gestiftet oder ausgeschüttet (Vorjahr 141 Mio. €).

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