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SVWL-Konjunkturindikator: Die Zeichen stehen auf Rezession

Geschäftserwartungen brechen ein / Hohe Inflation und Energiepreise belasten die regionale Wirtschaft

Hohe Energiepreise und Lieferkettenengpässe werden für die Konjunktur in Westfalen-Lippe zu einer immer größeren Belastung. Die Geschäftserwartung der Unternehmen für die kommenden Monate ist auf ein Allzeittief gesunken. Die hohe Inflationsrate wirkt sich darüber hinaus negativ auf den Konsum der privaten Haushalte aus. Dies sind eindeutige Anzeichen dafür, dass die heimische Wirtschaft im gerade begonnenen Winterhalbjahr in eine Rezession abgleitet. Das lässt sich am Sparkassen-Konjunkturindikator ablesen, der mit einem Stand von 76 Punkten auf einem ähnlichen niedrigen Niveau liegt, wie nach Ausbruch der Corona-Pandemie oder nach Beginn der internationalen Finanzkrise im Jahr 2009. Zum Vergleich: Der Höchststand des Indikators betrug im Jahr 2018 134 Punkte, vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag er immer noch bei 110 Punkten.

Der Konjunkturindikator des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe ermittelt zweimal im Jahr auf Grundlage von Umfragen der acht Industrie- und Handelskammern in Westfalen[1] die Stimmung in durchschnittlich rund 2.800 Unternehmen. In diese Analyse fließen auch Daten des Statistischen Landesamtes NRW sowie Erkenntnisse aus der Geschäftsentwicklung der 52 Sparkassen in Westfalen-Lippe ein.

Nur noch 28 % (Frühjahr 2022: 40 %) der Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als „gut“, 20 % (Frühjahr 2022: 19 %) der Firmen stufen ihre Lage als „schlecht“ ein. Es gibt jedoch nennenswerte Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen.

Am besten ist die Stimmung noch im Baugewerbe. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und sinkende Realeinkommen der Privathaushalte haben aber in den vergangenen Wochen zu einem Anstieg der Stornierungen im Wohnungsbau geführt und trüben auch hier die Stimmung ein.

Der Wegfall vieler Corona-Schutzmaßnahmen und die während der Pandemie zusätzlich aufgebaute Ersparnis kam dem Bereich Dienstleistungen zu Gute, deren Lageurteil sich leicht verbessert hat. Im Handel ist die Stimmung dagegen gedämpfter, weil die hohe Inflation für weniger Kaufkraft sorgt. In der Folge waren die Einzelhandelsumsätze zuletzt in der Tendenz rückläufig.

Am stärksten hat sich die Stimmung in der Industrie eingetrübt. Die weltweit eingetrübte Konjunkturlage sorgt hier für ein nachlassendes Neugeschäft. Darüber hinaus haben die stark gestiegenen Energiekosten die Produktion in der energieintensiven Industrie unrentabel gemacht – zahlreiche Betriebe haben ihre Produktion herunterfahren müssen.

Bei der Frage nach den Geschäftsaussichten zeichnen die Unternehmen ein düsteres Bild. Die hohen Kostenbelastungen und die starke Unsicherheit haben die Erwartungen regelrecht einbrechen lassen. Der Anteil der Konjunkturoptimisten liegt nur noch bei 7 % (Frühjahr 2022: 23 %), mehr als die Hälfte der Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft (53 %).

Damit liegt der Wert der Konjunkturpessimisten noch über dem Wert zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Die negativen Zukunftsaussichten ziehen sich durch sämtliche Branchen der Region. Dies ist ein eindeutiges Signal dafür, dass die Konjunktur in Westfalen-Lippe auf Rezessionskurs schwenkt.

Auch die Investitionsbereitschaft der westfälisch-lippischen Unternehmen hat sich merklich verschlechtert. Der Anteil der Betriebe, die in den kommenden Monaten verstärkt im Inland investieren wollen, ist von 28 % im Frühjahr auf 19 % zurückgegangen. 37 % der Unternehmen planen, ihre Investitionen zurückzufahren (Frühjahr 2022: 20 %).

Der konjunkturelle Einbruch wird sich voraussichtlich auch auf die Lage auf dem Arbeitsmarkt auswirken und zu einem Beschäftigungsabbau führen. Der Anteil der Unternehmen, die ihren Personalbestand in den kommenden Monaten verringern wollen, ist von 11 % im Frühjahr 2022 auf 22 % gestiegen, nur noch 12 % der befragten Betriebe beabsichtigen, zusätzliches Personal einzustellen (Frühjahr 2022: 22 %).

[1] IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland, IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, IHK Mittleres Ruhrgebiet (Bochum), IHK Lippe zu Detmold, IHK zu Dortmund, Südwestfälische IHK zu Hagen, IHK Nord Westfalen (Münster) und IHK Siegen.

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